Der hessische Landesverband des Bundes der Vertriebenen (BdV) zeigt vom 31. Oktober bis 6. Dezember 2024 in Kooperation mit dem Haus des Deutschen Ostens München (HDO) die Ausstellung „Ungehört – Die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung, Integration“ im Wiesbadener Haus der Heimat. Die Wanderausstellung beschreibt die Geschichte der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge erstmals aus weiblicher Sicht. Anlässlich der feierlichen Ausstellungseröffnung am 30. Oktober sprach der Hessische Minister des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz Prof. Dr. Roman Poseck ein Grußwort. Die kuratorische Einführung in die Ausstellung übernahm der Direktor des HDO Prof. Dr. Andreas Otto Weber.
Ausstellungeröffnung im Haus der Heimat
Die Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen“ richtet ihren Blick auf Erfahrungen und Schicksale, Verluste, Erfolge und Leistungen von Frauen in den Jahren der Flucht, Vertreibung und Integration. Im Mittelpunkt der Präsentation stehen sechs Zeitzeuginnen, die aus unterschiedlichen Regionen des östlichen Europa stammen. Ihre Wege durch die Kriegs- und Nachkriegsgeschichte weisen Gemeinsamkeiten auf – und sind dennoch jeder für sich ganz besonders. Sie stehen exemplarisch für viele deutsche Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten.
„Das Thema der Ausstellung und das besondere Schicksal der von Flucht und Vertreibung betroffenen Frauen sind angesichts der weltweiten Krisen und Kriege leider aktueller denn je“, erklärte die stellvertretende hessische BdV-Landesvorsitzende und Kulturbeauftragte Rose-Lore Scholz anlässlich der Ausstellungseröffnung, zu der sie neben dem BdV-Landesvorsitzenden Siegbert Ortmann zahlreiche Ehrengäste begrüßen konnte, u.a. den Hessischen Minister des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz Prof. Dr. Roman Poseck. Ein herzliches Willkommen ging auch an den Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Andreas Hofmeister, die Vorsitzende des Unterausschusses für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung im Hessischen Landtag (UHW) Annette Wetekam und den Landtagsabgeordneten Andreas Hofmann.
Ein besonderer Willkommensgruß und Dank für die hervorragende Zusammenarbeit ging an den Direktor des Hauses des Deutschen Ostens Prof. Dr. Andreas Otto Weber, in dessen Haus die Wanderausstellung ursprünglich konzipiert und erstmals 2022 gezeigt wurde, sowie die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des HDO Dr. Lilia Antipow. Weitere Willkommensgrüße galten der Präsidentin des Frauenbundes im BdV Dr. Maria Werthan, der Vorsitzenden der Freunde und Förderer der Stiftung Kulturwerk Schlesien Viola Plump, dem Geschäftsführer der Junge Musik Hessen GmbH Jens Bastian, allen Vertreterinnen und Vertretern des BdV sowie den Angehörigen landsmannschaftlicher Gruppierungen.
Ab 8. November um 18 Uhr ist eine Aufzeichnung der Ausstellungseröffnung auf dem YouTube-Kanal des BdV-Landesverbandes Hessen CULTURE TO GO unter www.youtube.com/culturetogo zu sehen.
„Die Ausstellung gibt den Frauen eine starke Stimme“
In seinem Grußwort hob Innenminister Roman Poseck hervor: „Die Wanderausstellung widmet sich denjenigen, die besonders viel – im wahrsten Sinne des Wortes – zu tragen und zu ertragen hatten: den Frauen. Viele mussten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat im östlichen Europa verlassen und eine Reise ins Ungewisse antreten. Mütter, Großmütter, Schwestern und Tanten, oft begleitet von Kindern haben durch Flucht und Vertreibung vieles mit traumatischen Folgen erleiden müssen. Sie haben alles darangesetzt, ihre Lieben so gut wie möglich durch diese schwere Zeit zu bringen. Nicht selten waren sie dabei aber auf sich allein gestellt, weil ihre Männer gefallen oder in Kriegsgefangenschaft waren. Den Frauen fiel es danach häufig schwer, über das Erlebte zu sprechen. Die Ausstellung gibt diesen Frauen nun eine starke Stimme und beleuchtet ihre Geschichten, Schicksale und Erfolge“. Auch heute gelte es noch, die großen Leistungen der Heimatvertriebenen nach dem Krieg zu würdigen. „Es waren damals die Heimatvertriebenen, die mit Zuversicht, Mut und viel Einsatz dazu beigetragen haben, unser Land wiederaufzubauen“, so der Innenminister.
Abschließend dankte der Minister dem BdV Hessen und betonte: „Der BdV-Landesverband Hessen ist seit vielen Jahren ein enger und wichtiger Partner der Hessischen Landesregierung. Seine Mitglieder leisten hervorragende Erinnerungs- und Kulturarbeit. Ich danke allen Beteiligten für die Realisierung der Wanderausstellung im Wiesbadener Haus der Heimat.“
Die Ausstellung
„Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Millionen von Deutschen ihre Heimat im östlichen Europa verlassen. Der Heimatverlust betraf alle, doch es waren vor allem Frauen, die sich als erste auf den Weg machen mussten“, so der Direktor des Hauses des Deutschen Ostens Prof. Dr. Andreas Otto Weber in seiner kuratorischen Einführung in die Ausstellung. Das Verlassen der Heimat sei keine geplante Ausreise gewesen. „Viele Frauen mussten in Eile alles Wichtige zusammenpacken und all ihre Kräfte darauf verwenden, Sicherheit und Nahrung für die Familie zu organisieren und sich selbst und die Töchter vor sexuellen Übergriffen zu schützen“, erklärte Weber.
Am Ende eines beschwerlichen Weges habe zumeist das Leben in sehr beengten Verhältnissen gestanden, in Flüchtlingslagern, Bauernhöfen oder Privatwohnungen. Es sei zu Konflikten bei der Einquartierung und zu Nahrungsmittelknappheit gekommen. Oft habe die Hauptverantwortung auf den Schultern der Frauen gelastet. Dann hätten sie sich in der neuen Heimat, in Gesellschaft und Arbeitsmarkt integrieren müssen. Jede Frau habe den Heimatverlust individuell verarbeitet: in den Landsmannschaften, bei Heimatreisen, in Kunst und Literatur. Viele seien über das Trauma von Flucht und Vertreibung nie hinweggekommen. Um diese individuellen Lebenswege sichtbar zu machen, stünden die Aussagen von sechs Zeitzeuginnen, die Prof. Weber im Einzelnen vorstellte, im Mittelpunkt der Ausstellung. „Mit der Ausstellung haben wir den Frauen eine Stimme gegeben“, so der Direktor des HDO. Zum Abschluss seiner Ausführungen stellte er das druckfrische Begleitbuch zur Ausstellung vor, das er Innenminister Roman Poseck als Präsent überreichte.
Mit einem kurzen Dankeswort an alle Gäste und Ausstellungsmacher sowie einer sehr persönlichen Erzählung zur eigenen Vertreibungsgeschichte und dem Schicksal seiner Mutter beschloss der BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann den offiziellen Teil des Abends und lud die Anwesenden noch zu einem anschließenden Umtrunk ein. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung durch Carolin Smykla (Gesang) und Alisa Pou Montz (Bass) vom Landesjugendjazzorchester Hessen.
Die Ausstellung ist vom 31. Oktober bis 6. Dezember im Wiesbadener Haus der Heimat, Friedrichstr. 35, mittwochs und donnerstags von 10 bis 17 Uhr sowie freitags von 10 bis 14 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Am Freitag, 22. November 2024, findet um 14:30 Uhr eine kuratorische Führung durch die Ausstellung mit Patricia Erkenberg vom Haus des Deutschen Ostens statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Um Anmeldung per E-Mail an kulturreferat(at)bdv-hessen.de wird gebeten.
Die Realisierung der Ausstellung im Wiesbadener Haus der Heimat wurde gefördert durch das Hessische Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz.