Seit dem Jahr 2001 gehört der Tag der Vertriebenen, der vom hessischen Landesverband des Bundes der Vertriebenen (BdV) ausgerichtet wird, zum festen Bestandteil des Hessentages. Beim diesjährigen 61. Hessentag hatte der BdV in Hessen am 25. Mai unter dem Motto „Unsere Heimat Hessen - Musik, Tracht und Kulinarik der Deutschen des östlichen Europa“ zum Kulturfest in die Stadthalle in Fritzlar eingeladen. Unter der Moderation der BdV-Landeskulturbeauftragten Rose-Lore Scholz bot das Kulturfest eine breite Palette an kulturellen Programmpunkten, darunter traditionelle Tänze, Musikdarbietungen, Trachten und eine Auswahl an kulinarischen Spezialitäten. Höhepunkt am Nachmittag war die Festrede des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein.
Neben dem Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein und dem Bürgermeister der Stadt Fritzlar Helmut Spogat, der die Gäste in seinem Grußwort herzlich in seiner Stadt willkommen hieß, konnte die BdV-Landeskulturbeauftragte den Hessischen Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck, den Hessischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Andreas Hofmeister, die Landtagsabgeordneten Katrin Schleenbecker, Yanki Pürsün und Tobias Eckert und den hessischen BdV-Landesvorsitzenden Siegbert Ortmann als Ehrengäste begrüßen sowie zahlreiche Vertreter der Landsmannschaften, Vertriebenenverbände und Spätaussiedlerorganisationen in Hessen. Ein herzlicher Gruß galt dem Hessentagspaar Franziska und Kevin Wathling.
Anerkennung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler
In seiner Rede zum Kulturfest des BdV hob der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein die Leistung der Vertriebenen sowie der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler für Hessen und Deutschland hervor. „Unsere Heimatvertriebenen haben Hessen geprägt. Ihre Geschichte ist Teil unserer Geschichte geworden, ihre Kultur ist heute Teil der Kultur unseres ganzen Landes“, sagte der Ministerpräsident auf dem Hessentag in Fritzlar und ergänzte: „Unser Land hat der Tatkraft der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler viel zu verdanken. Sie haben am inneren Zusammenhalt, an der Wirtschaftskraft und am Wohlstand Hessens einen großen Anteil.“ Deshalb sei die dauerhafte Unterstützung durch das Land richtig und wichtig.
„Ganz ausdrücklich begrüße ich es auch, wie sehr Sie bei der Unterstützung der Ukrainerinnen und Ukrainer engagiert sind“, fügte Rhein hinzu. „Gerade die sprachlichen und kulturellen Kenntnisse vieler Aussiedlerinnen und Aussiedler haben das Ankommen der nach Deutschland Geflüchteten sehr erleichtert.“ Die Vertreibung, die damals Millionen Deutsche erlitten haben, erleben in Folge des brutalen Angriffskrieges des Kriegsverbrechers Wladimir Putin heute wieder Millionen Menschen, die einfach ein friedliches Leben wollten.“
Innenminister Roman Poseck: „Ich fühle mich Ihnen sehr verbunden.“
Auch der Hessische Minister des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz Roman Poseck, dessen Ministerium das Referat für Heimatvertriebene und Spätaussiedler organisatorisch zugeordnet ist, schloss sich in seinem sehr persönlichen Grußwort den Dankesworten des Ministerpräsidenten an. „Ich fühle mich Ihnen sehr verbunden“, so Poseck, dessen Vater aus Schweidnitz in Schlesien stammt. „Sie leben Tradition, Sie leben Vielfalt. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken“, so der Innenminister. Es sei wichtig, die Kultur der alten Heimat zu pflegen und an jüngere, nachkommende Generationen weiterzugeben. „Denn diese Kultur gehört zu unserem Land“, sagte Poseck. Ebenso erforderlich sei es, immer wieder an das Schicksal der von Flucht und Vertreibung Betroffenen zu erinnern, denn gerade der Ukraine-Krieg zeige erneut, wie wichtig es sei, dass das Schicksal von Vertriebenen nie in Vergessenheit gerate. Auch würdigte der Hessische Innenminister den Einsatz der Heimatvertriebenen für die Aussöhnung und Verständigung mit unseren östlichen Nachbarn. Abschließend erklärte er: „Wir werden Sie auch weiterhin unterstützen. Sie haben uns an Ihrer Seite, weil Ihre Arbeit so wertvoll ist.“
Der Tag der Vertriebenen in neuem Gewand
Das Kulturfest des Bundes der Vertriebenen bietet eine Plattform für Begegnungen, Dialog und kulturellen Austausch und trägt dazu bei, das kulturelle Erbe der Heimatvertriebenen lebendig zu halten und zu pflegen. Besucherinnen und Besucher hatten die Möglichkeit, in die reiche Kultur und Geschichte der Deutschen aus dem östlichen Europa einzutauchen und durften sich zugleich beim 61. Hessentag am Tag der Vertriebenen auf einige Neuerungen freuen.
Erstmals fand bereits ab 11:30 Uhr auf dem Vorplatz der Stadthalle ein Vorprogramm mit Musikkapelle, Glittertattoos für Kinder sowie ein Tanzauftritt des Ukrainehilfe- & Kulturvereins Rotenburg und der Kindertanzgruppe „Attitude“ statt. Nach der Eröffnung des Kulturfestes und der Festrede des Ministerpräsidenten wurden am Nachmittag in einer Trachtenschau, die gemeinsam von der BdV-Landeskulturbeauftragen Rose-Lore Scholz und der Landesfrauenbeauftragten Gabriela Zessin moderiert wurde, traditionelle Trachten der Siebenbürger Sachsen, die Egerländer Tracht sowie Trachten aus Oberschlesien und der Ukraine präsentiert.
Dank an die Mitwirkenden
Zum Abschluss dankte der BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann besonders dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Hessen, den Siebenbürger Musikanten Rüsselsheim, dem Egerländer Volkstanzkreis, dem ukrainischen Chor „Kalina“, der Kreisgruppe Kassel der Landsmannschaft der Oberschlesier sowie der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Hessen für die musikalische und tänzerische Gestaltung des Kulturfestes. Ebenso herzlich dankte er dem Ministerpräsidenten Boris Rhein für seine Festrede und Innenminister Roman Poseck für seine anerkennenden Worte. Ein weiterer Dank galt den zahlreichen Gästen, dem Organisationsteam der BdV-Landesgeschäftsstelle und vor allem seiner Stellvertreterin Rose-Lore Scholz, die als Kulturbeauftragte des hessischen BdV beim Kulturfest unterhaltsam durch das Programm führte, und nicht zuletzt der BdV-Landesfrauenbeauftragten Gabriela Zessin für ihre Co-Moderation.