Menschenrechte und Verständigung

71. Landesverbandstag des hessischen Vertriebenenverbandes

Delegierte der hessischen Kreisverbände und landsmannschaftlicher Gruppierungen des Bundes der Vertriebenen (BdV) - Landesverband Hessen e.V. kamen vor kurzem im großen Wappensaal des Hauses der Heimat in Wiesbaden zu ihrem diesjährigen Landesverbandstag unter dem Leitwort "Menschenrechte und Verständigung - Für Frieden in Europa" zusammen. Hierzu konnte BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann mehrere Ehrengäste begrüßen: die Hauptrednerin der Veranstaltung Margarete Ziegler-Raschdorf, Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Markus Gaßner, Stadtrat und in Vertretung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Wiesbaden Sven Gerich, Dr. Reinhard Völker, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Stadtverordnetenfraktion, Sebastian Rutten, Stadtverordneter der FDP-Fraktion, Thomas Bach, Referatsleiter im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration sowie Rudolf Friedrich, ehemaliger Hessischer Landesbeauftragter für Heimatvertriebene und Spätaussiedler.

Der Jahresbericht des BdV-Landesvorsitzenden Siegbert Ortmann unter dem Slogan "Rückblick - Einblick - Ausblick" und der ausliegende Tätigkeitsbericht verdeutlichten noch einmal behandelte Aufgabenbereiche des vergangenen Jahres im Detail, gaben interessante Ausblicke für zukünftige Aktivitäten und ermöglichten den zahlreich erschienenen Delegierten und Gästen auf diese Weise einen Einblick über die umfangreichen und vielfältigen Aufgaben des hessischen Vertriebenenverbandes. Dabei ging Ortmann vor allem auf drei wichtige Ereignisse des vergangenen Jahres ein: die Vorstandswahlen des letzten Verbandstages, die hessischen Landtagswahlen sowie die BdV-Bundesversammlung. Auf dieser Bundesversammlung wurden der hessische BdV-Landesvorsitzende zu einem der stellvertretenden Bundesvorsitzenden und Johann Thießen, Vorstandsmitglied des hessischen Landesverbandes und Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, als Beisitzer in das BdV-Präsidium gewählt.

Besondere Highlights während eines jeden Jahres seien, so Ortmann, die BdV-Großveranstaltungen im Rahmen der alljährlichen Hessentage mit dem "Tag der Vertriebenen" sowie der Hessische Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation in Verbindung mit dem zentralen Tag der Heimat im Biebricher Schloss zu Wiesbaden. Weitere wichtige Aufgabenfelder bilden die gemeinsam mit dem Deutsch-Europäischen Bildungswerk durchgeführten verständigungspolitischen Seminarreisen zu deutschen Minderheiten in den ehemaligen Vertreibungsgebieten Ost- und Südosteuropas, die Ausrichtung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auf die Herausforderungen des digitalen Wandels, die Vermittlung der Kultur der ehemaligen deutschen Vertreibungsgebiete durch exemplarische Projekte, die im Auftrag des Bundes durchgeführte Migrationsberatung für Erwachsene sowie eine künftige Neuausrichtung des Vertriebenenverbandes in der Öffentlichkeit.

"Der Blick auf Geschichte und Gegenwart zeigt, dass sich die Menschenrechtsverletzungen wie Flucht, Vertreibung, ethnische Säuberungen, Deportation oder Zwangsarbeit am ehesten durch gutnachbarschaftliche Beziehungen überall auf dieser Welt verhindern lassen. Ein Europa der Menschenrechte auf der Basis von Wahrheit und Verständigung ist und bleibt unser Auftrag seit Schaffung der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950. Denn, wir betroffene Heimatvertriebene und Spätaussiedler der Erlebnisgeneration sollten uns wahrlich immer vor Augen halten, dass der vor allem von Deutschland im vorigen Jahrhundert ausgegangene rechtsextreme Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus mit allen seinen verheerenden Folgen die eigentliche Ursache unserer unmenschlichen Vertreibung aus der alten Heimat waren", so Ortmann zum Abschluss seiner Ausführungen.

Margarete Ziegler-Raschdorf, Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, überbrachte die Grüße der Hessischen Landesregierung, dankte dem BdV-Landesverband Hessen für seine engagierte Verbandsarbeit und ging ausführlich auf die im neuen hessischen Koalitionsvertrag verankerten finanziellen Hilfen für die Durchführung der erforderlichen Aufgaben des hessischen Vertriebenenverbandes ein.

"Fast ein Drittel aller in Hessen lebenden Bürgerinnen und Bürger haben Flucht und Vertreibung selbst erlebt, ist durch das Schicksal der nächsten Angehörigen betroffen oder wohnt hier als Aussiedler bzw. Spätaussiedler. Unser Hessischer Ministerpräsident Volker Bouffier hat immer wieder betont, dass sich die Landesregierung dieser Tatsache und der daraus resultierenden Verantwortung sehr bewusst ist. Die ideelle und finanzielle Unterstützung der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler ist für die Hessische Landesregierung mehr als nur eine Pflicht. Bei der hessischen Landtagswahl im Oktober 2018 wurden die Weichen für die Fortsetzung der bisherigen erfolgreichen Regierungsarbeit gestellt und ich bin mir sicher, dies wird sich auch entsprechend auf die schon jetzt sehr gute Vertriebenenpolitik im Land auswirken.

Der im Dezember unterzeichnete Koalitionsvertrag der schwarz-grünen Hessischen Landesregierung stellt dies nachdrücklich unter Beweis. So sieht der Koalitionsvertrag vor, einen Lehrstuhl zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kultur und Geschichte der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler an einer hessischen Universität einzurichten. Ein Ziel, das vom BdV Hessen schon lange verfolgt wird. Außerdem sollen die Kulturfördermittel nach § 96 BVFG „angepasst“ werden. Dem Themengebiet Flucht, Vertreibung und Aussiedlung im Schulunterricht soll künftig ein besonderer Platz eingeräumt werden. Ferner ist vorgesehen, die bislang ausschließlich projektgebundene Förderung der Spätaussiedlereingliederung durch eine „kontinuierliche Strukturförderung“, zu ergänzen."

Stadtrat Markus Gaßner übermittelte die Grüße des Wiesbadener Oberbürgermeisters Sven Gerich. In seinen Grußworten bezog sich Gaßner auf das vom BdV-Präsidium für dieses Jahr gewählte Leitwort: „Menschenrechte und Verständigung – Für Frieden in Europa“ und lobte dabei das von Anfang an vorbehaltlose Engagement des BdV auf diesem Gebiet. "Ich glaube, dass dies einerseits ein Motto ist, das im Jahr der Europawahlen und auch dem Jahr vieler bedeutender Jubiläen ein wichtiges Thema ist, und das andererseits der BdV so authentisch wie kaum eine andere Vereinigung gerade für diese Themen steht."

In einer Nachwahl bestimmte die Delegiertenversammlung Rose-Lore Scholz zur neuen Kulturreferentin des BdV-Landesverbandes Hessen.

© bdv-hessen-press/23.09.19