In ihrem Referat „Aktuelle Themen und Fragen zur Kulturarbeit der Vertriebenenverbände“ entwickelte Frau Scholz Vorstellungen zum künftigen Ablauf der Kulturtage. Dabei wurde insbesondere über die Frage diskutiert, ob die Kulturtage künftig wieder auf vier Tage mit einer Studienfahrt erweitert werden sollten. Dieser Vorschlag fand mehrheitlich Zustimmung.
In einer Lesung aus seinem Buch „Die vergessene Grenze. Eine deutsch-polnische Spurensuche von Oberschlesien bis zur Ostsee“ ging der Schriftsteller und Redakteur Uwe Rada von der taz Berlin auf die mannigfaltigen Auswirkungen der politischen Ereignisse und damit verbundenen Grenzverschiebungen auf die Menschen und die Infrastruktur und Architektur der Städte im deutsch-polnischen Grenzbereich zwischen den Weltkriegen ein.
Die Berichte aus den Kreisverbänden nach dem Abendessen am Freitag brachten interessante Einblicke in die Versuche einzelner Kreisverbände, dem Problem der Überalterung und Auflösung zu begegnen: So trug Robert Kober von den Deutschbalten vor, wie man in Darmstadt dem Problem begegnet ist. Die Namensänderung: in „Deutsch-Baltische Gesellschaft“ veranlasste immer mehr „Außenstehende“ der Gesellschaft beizutreten. Das machte die „Villa Merk“ bald auch zu einem Treffpunkt für Kleinkunst. Junge Leute ließen sich in den Vorstand wählen, Sozialarbeit für Alte lockerte Gelder der Stadt und Kulturveranstaltungen mit moderner Musik lockte haben das Angebot der Baltischen Gesellschaft positiv erweitert. Der Vortrag von Robert Kober regte zu weiteren Vorschlägen an und zu einer Diskussion über eine Namensänderung des BdV.
Dr. Christoph Hinkelmann vom Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg veranschaulichte in seinem Referat „Ostpreußens Geschichte, Kultur, Landschaft – die neue Dauerausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum“ mit vielen Fotos die reiche Sammlung in dieser Einrichtung.
Ein sehr aktuelles Thema sprach Claus-Marco Dieterich von der Uni Marburg mit dem Referat: „Heimat – neue Konjunktur eines alten Begriffs“ an: Der Vortrag als auch die Diskussion führten zu der Erkenntnis, dass es sich bei „Heimat“ um einen sehr komplexen Begriff handelt. Dieterich versuchte ihn durch eine Aufgliederung in Themenblöcke zu vertiefen – z.B.: Heimat und Tradition, Heimaträume, Heimatträume, Heimat als Konstrukt, Heimatboom, Heimat in der Krise, Heimat für Morgen? Seit einigen Jahren ist „Heimat“ in aller Munde, was zu einer Diskussion führt. über die Frage des Unterschieds zwischen „Heimat“ und „zu Hause“.
Mit seinem historischen – und immer noch aktuellen Thema: „Heimatlos. Friedland und die langen Schatten von Krieg und Vertreibung“ legte Dr. Christopher Spatz die Ereignisse der Lagergeschichte, die vielen der Teilnehmer noch immer in Erinnerung sind, dar.
Am Samstagnachmittag war die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf zu Besuch. Sie berichtete über den Wechsel vom Sozialministerium in das Hessische Innenministerium. Sie betonte, dass ihr Bereich Heimatvertriebene und Spätaussiedler mit Gedenk- und Kulturarbeit ein großes Anliegen der neuen Landesregierung sei.
Veronika Kupkova, Lehrerin aus Kaaden, ließ in dem Film „Generation „N“: Deutschböhme“ Vertriebene bzw. Heimatverbliebene aus dem Sudetenland über ihr Leben berichten. Sie stellte anschließend über die von ihr entwickelte Ausstellung „Preßnitz lebt“ vor. Frau Kupkova engagiert sich für eine grenzüberschreitende Verständigung in ihrer Region.
Ein fester Bestandteil im Programm der Kulturtage war wiederum der „Gesellige Abend“ mit gemeinsam gesungenen Liedern und Beiträgen einzelner Teilnehmer.
Das letzte Referat trug am Sonntagvormittag der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, vor. Als langjähriges Mitglied des Europaparlaments war er für das Thema „Europa – Heimat der Heimaten“ ein Experte. Auf Grund seines Wissens erläuterte er Inhalt und Wandel der Begriffe Europa – Nation – Landsmann – Volksgruppe – Heimat unter Hinweis auf sein Buch „Bernd Posselt erzählt Europa“. Nach der Meinung von Posselt brauche der Begriff „Heimat“ neue Impulse, deswegen werden die Kulturpreise der Sudetendeutschen Landsmannschaft vorwiegend an junge Menschen verliehen.
Die Teilnehmer dankten in diesem Jahr besonders Herrn Leja für die sehr gute Vorbereitung und Organisation der Kulturellen Tage.
Dr. Gerhard Grassl