Erfolgreiche Integration einer Heimatsammlung

BdV-Landesvorstand zu Besuch beim Heimatmuseum Niedermittlau

Auf Einladung des Kultur- und Geschichtsvereins Hasselroth 1986 e. V. besuchten Mitglieder des BdV-Landesvorstandes am 29. November 2024 das Heimatmuseum in Niedermittlau. Im historischen Gemäuer des alten Schulgebäudes wurde von den engagierten Mitgliedern des Kultur- und Geschichtsvereines eine interessante Ausstellung zur Geschichte der drei Hasselrother Ortsteile aufgebaut. Das besondere an der Ausstellung ist, dass die Geschichte, Ankunft und Integration der Heimatvertriebenen, die im Jahr 1946 überwiegend aus dem Sudetenland in der Gemeinde ankamen, in die Dauerausstellung integriert werden konnte.

Die Idee, die Geschichte der Heimatvertriebenen in die Ausstellung zu integrieren, beschäftigte den früheren Museumsleiter Ernst Hruby seit vielen Jahren. Der aus dem ehemaligen deutschen Osten stammende Museumsleiter sammelte seit Jahrzehnen auf dem Dachboden des Museums Exponate, welche mit dem Komplex Flucht und Vertreibung in Verbindung gebracht werden konnten. Für seine Idee konnte er glücklicherweise seine spätere Nachfolgerin Joselyn Grimm begeistern.

Die Umsetzung der Ausstellung zu Lebzeiten von Ernst Hruby kam jedoch durch einen Holzwurmbefall der Räumlichkeiten im Jahr 2020 nicht mehr zustande. Beinahe zeitgleich mit der Entdeckung des Holzwurmbefalls, verstarb im Jahr 2021 der frühere Museumsleiter.  Joselyn Grimm übernahm als neue Museumsleiterin das Amt.

Das Museum musste dringend saniert und der Großteil der bestehenden Sammlung zunächst eingelagert werden. Die nötige Sanierungsmaßnahme hatte den Vorteil, dass die Ausstellung in der Renovierungsphase aufbereitet und neu konzipiert werden konnte. 

Im Zuge der Neukonzeption wandte sich die Museumsleiterin an den BdV-Landesverband Hessen. Zufällig erfuhr sie von dem Inventarisierungsprojekt der Heimatstuben des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Kooperation mit dem Hessischen Museumsverband, welches auf die fachgerechte und vollumfängliche Erfassung des Sammlungsbestandes der einzelnen hessischen Heimatstuben abzielte. Man war sich schnell einig, dass eine Erfassung des Hasselrother Bestandes im Zuge der Neukonzeption der Dauerausstellung sinnvoll sei.

Die Inventarisierungsmaßnahme vor Ort begann im Juni 2022. Die freiberufliche Mitarbeiterin beim BdV Laura Cabanus, eine Expertin auf dem Gebiet der Inventarisierung der Heimatsammlungen, erfasste in einem Zeitraum von drei Monaten insgesamt 170 Inventarnummern, die sich sowohl auf alltägliche Objekte, Textilien, Transportmedien als auch auf Schriftgut verteilen.

Da in der Vergangenheit keine Inventarisierungsmaßnahmen stattgefunden hatten, waren die Informationen zu den Objekten teilweise sehr spärlich. Dies führte dazu, dass bei einem Großteil der Objekte die Datierung lediglich auf Schätzungen beruhte und eine Angabe über Herkunft oder Vorbesitzer nicht möglich war. Ohne eindeutige Provenienz konnte keine klare Zuordnung der Gegenstände zum Themenkomplex „Flucht und Vertreibung“ erfolgen, was die Menge an Objekten deutlich reduziert hat.

Nach Abschluss des Inventarisierungsprojektes baute das ehrenamtliche Team um die Museumsleiterin und Vorsitzende des Kultur- und Geschichtsvereins Hasselroth 1986 e. V., Joselyn Grimm, gemeinsam mit Laura Cabanus, die inzwischen Mitglied im Verein wurde, unter Einbeziehung der Geschichte der Heimatvertriebenen in mühevoller Arbeit die Dauerausstellung wieder auf. Die Hasselrother Heimatvertriebenen fanden endlich ihren verdienten Platz innerhalb der Darstellung der Geschichte der Gemeinde. Entstanden ist ein Raum mit einigen interessanten Exponaten und Wandtafeln, die die Ankunft der Heimatvertriebenen in der neuen Umgebung in den Kontext der Entwicklungsgeschichte der Gemeinde bringen.

Die Mitglieder des BdV-Landesvorstandes verfolgten mit großem Interesse die spannenden Ausführungen der Museumsleiterin und der damaligen Projektleiterin Laura Cabanus, wie teilweise in richtiger Detektivarbeit, die Herkunft der Objekte recherchiert und aufgedeckt werden musste. Zu dem interessanten Museumskonzept mit vielen außergewöhnlichen Veranstaltungen gratulierte der BdV-Vorsitzende Siegbert Ortmann der Museumsleiterin.

Der BdV-Landesvorstand bedankte sich sehr herzlich für den warmen Empfang und die Vorstellung der Museumsarbeit in Hasselroth. Das Inventarisierungsprojekt des BdV in Hessen war in diesem Fall der Grundstein für die erfolgreiche Integration der Heimatstube, was dem Ziel des Projektes voll entspricht. Der BdV hofft, andere hessische Gemeinden dazu zu ermutigen, ihre Heimatstuben in die museale Darstellung der kommunalen Geschichte aufzunehmen. In dem ersten Schritt, der fachgerechten Inventarisierung, unterstützt der BdV-Landesverband Hessen gerne mit einer Inventarisierungsmaßnahme, die dankenswerterweise aus den Mitteln des Hessischen Ministeriums des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz finanziert werden kann.

(v.l): Joselyn Grimm, Laura Cabanus, Albrecht Kauschat, Dr. Olga Martens, Bettina Schwandt, Ernst-Albrecht Schwandt, Siegbert Ortmann, Lothar Streck
Museumsleiterin und Vorsitzende des Kultur- und Geschichtsvereins Hasselroth 1986 e. V. Joselyn Grimm
BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann