Ein Tag der Vertriebenen

"Sympathisch. Bunt. Goldrichtig!" am 58. Hessentag in Korbach

Die Kreis- und Hansestadt Korbach zog mit der Ausrichtung des 58. Hessentages vom 25. Mai bis 3. Juni 2018 unter dem Motto "Sympathisch. Bunt. Goldrichtig!“ tauende von Besuchern an. "Mitten in Deutschland, goldrichtig – und in Hessen ganz oben – da liegt Korbach, das lebendige Zentrum des Waldecker Landes", so lautete die touristische Ankündigung des großen Festes der Hessen.

Der Hessentag als das älteste und größte Landesfest in Deutschland, das im Jahr 1961 durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn ins Leben gerufen wurde, war von Anfang an auch ein Treffpunkt der deutschen Heimatvertriebenen. Ziel der Veranstaltung war damals zunächst, Alteingesessene und Zuwanderer zusammenzubringen und den zahlreichen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen ein Gefühl für ihre neue Heimat zu verschaffen. Im Mittelpunkt stand die Präsentation des Brauchtums, insbesondere die große Vielfalt an Trachten, die es in Hessen gibt, sowie die Trachten der Neubürger, die nach 1945 nach Hessen gekommen sind. Seit 1971 wird jeweils ein Hessentagspaar gekürt, das den Hessentag repräsentiert.

So trafen sich auch dieses Mal wieder Heimatvertriebene und Spätaussiedler aus ganz Hessen am Tag der Vertriebenen zum Großen Volkstumsnachmittag mit zahlreichen Kultur treibenden Musik- und Tanzgruppen im Beisein des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und dem diesjährigen Hessentagspaar Lisa-Marie Fritzsche und Lukas Goos in der Korbacher Stadthalle.

Siegbert Ortmann, Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Hessen, konnte vor Besuchern aus nah und fern auch zahlreiche Ehrengäste dieser Veranstaltung begrüßen: Neben dem Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier von der Hessischen Landesregierung den Minister für Soziales und Integration Stefan Grüttner, Justizministerin Eva Kühne-Hörmann sowie die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, MdB Ester Dilcher (SPD), MdL Dr. Daniela Sommer (SPD), MdL Armin Schwarz (CDU) und Karl-Friedrich Frese, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Waldeck-Frankenberg. Darüber hinaus konnte BdV-Landesvorsitzender Ortmann neben Bürgermeister Klaus Friedrich, weitere Vertreter der Stadt Korbach, zahlreicher Nachbarkommunen, des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration sowie Angehörige des BdV-Landesverbandes und hessischer BdV-Kreisverbände und Landsmannschaften willkommen heißen. Ein Lob galt BdV-Kreisvorsitzenden Günter Krause und seinen Vorstandsmitgliedern für die Unterstützung bei der Vorbereitung dieser Veranstaltung und für die Ausrichtung eines Info-Standes während der Dauer des Hessentages.

In seiner Begrüßungsrede ging Ortmann vor zahlreichen Besuchern in der Korbacher Stadthalle auch auf die im Rahmen von Städtepartnerschaften seit Jahren intensiven Kontakte mit den heutigen Bewohnern und auch Schulen der Städte Pyrzyce/Pyritz (in Polen/vormals Westpommern) und Vysoke Myto/Hohenmauth (in Tschechien/ vormals Ostböhmen) mit der Stadt Korbach ein. "Der BdV-Landesverband Hessen befürwortet solche unmittelbare menschlichen Kontakte in die ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete auf kommunaler Ebene und sieht darin einen sehr wichtigen Beitrag zu einer guten, Völker verbindenden Nachbarschaft in Europa. Halten Sie diese Kontakte in immer schwerer werdenden Zeiten unbedingt aufrecht!".

Das Brauchtum und die Tradition zu pflegen und zu bewahren, altes Kulturgut aus den ehemaligen Vertreibungsgebieten zu erhalten und zu fördern sowie die Erinnerung an die alte Heimat und ihre Wurzeln dorthin beizubehalten und nicht zu vergessen seien seit jeher ein wesentliches „Standbein“ der Verbandsaktivitäten im hessischen BdV-Landesverband. Denn gepflegtes und dargestelltes Brauchtum habe etwas mit Werten einer Erinnerungskultur zu tun, die menschliche Botschaften auch in die Zukunft vermitteln solle. Hunderte ehrenamtlich tätige Landsleute kämen diesem eigenen Auftrag in den Verbandsgliederungen und Landsmannschaften seit Jahrzehnten nach und seien bereit, dies auch in Zukunft zu tun. Die Vertriebene hätten viel Brauchtum und Tradition nach dem Kriege in der alten Heimat zurücklassen müssen. Deshalb hätte es in den zurückliegenden Jahren schon einer intensiv gelebten Kultur der Erinnerung und Vergegenwärtigung bedurft, um all dies vor dem endgültigen Vergessen zu bewahren und es weiter zu transportieren. Dafür sei allen beteiligten Landleuten und Akteuren besonderer Dank geschuldet.

"Aber auch den politisch Verantwortlichen in unserem Bundesland Hessen mit Landesvater Volker Bouffier an der Spitze und der Regierungskoalition in Berlin unter Bundeskanzlerin Angela Merkel sind wir für die wiederkehrenden staatlichen Förderungen, ohne die unsere Verbandsarbeit überhaupt nicht möglich wäre, zu besonderer Anerkennung und großem Dank verpflichtet." In Würdigung und Anerkennung seiner besonderen Leistungen für die aus ihrer Heimat vertriebenen Deutschen wurde Ministerpräsident Bouffier durch BdV-Landesvorsitzender Ortmann mit der Verdienstmedaille des Bundes der Vertriebenen, der höchsten Auszeichnung des BdV-Landesverbandes Hessen, geehrt.

Ein besonderer Willkommensgruß galt den zahlreichen mitwirkenden Gruppen, den Dörnberger Musikanten, der Volks- und Trachtengruppe Herford, den Russlanddeutschen Frauenchor und der Kindergruppe Korbach/Bad Hersfeld, der Siebenbürgischen Tanzgruppe Kassel und dem Gemischten Chor „Eintracht“ aus Korbach, die den traditionellen Volkstumsnachmittag vor einem dankbaren Publikum mitgestaltet hatten. Beim großen Festtagsumzug zum Abschluss des Hessentages beteiligten sich auch in diesem Jahr wieder mehrere Egerländer Trachtenabordnungen im Bund der Egerländer Gmoin in Hessen und Angehörige der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der Wolgadeutschen sowie der "Deutschen Jugend aus Russland".