35 Jahre gelebte Patenschaft

Festakt zur deutsch-baltischen Verbundenheit in Darmstadt

Beim alljährlichen Bundestreffen beging die Deutsch-Baltische Gesellschaft e.V. am Samstag, dem 24.05.2025, im Haus der Deutsch-Balten in Darmstadt feierlich das 35-jährige Bestehen der Patenschaft des Landes Hessen. Zahlreiche Gäste aus Politik, Wissenschaft und Vereinsleben nahmen an der Veranstaltung teil, die die enge historische Verbundenheit Deutschlands mit den baltischen Staaten widerspiegelte.

Nach einem musikalischen Auftakt mit Werken des estnischen Komponisten Arvo Pärt folgten Grußworte bedeutender Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Vereinsleben. Neben dem hessischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister (MdL), sowie Dr. Nicolai von Cube, dem stellvertretenden Präsidenten des Verbandes der Baltischen Ritterschaften, richteten sich auch Magone Runka, Kulturattaché der lettischen Botschaft, Waltraut Freifrau von Tiesenhausen, ehemalige Bundesvorsitzende der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, sowie der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Landesverband Hessen e.V. (BdV Hessen), an die Gäste und würdigten die langjährige Partnerschaft.

Landesbeauftragter Hofmeister hob in seiner Ansprache hervor: „Vor 35 Jahren übernahm das Land Hessen die Patenschaft über die Deutsch-Baltische Gesellschaft, die damals noch Deutsch-Baltische Landsmannschaft hieß. Seither verbindet uns ein Band, das auf Vertrauen, Engagement und gemeinsamer Kultur ruht.“ Er dankte dem wiedergewählten Bundesvorsitzenden Andreas Hansen und der Geschäftsführerin Hemma Kanstein für ihren Einsatz und betonte die Brückenfunktion der Gesellschaft zwischen Deutschland und den Völkern des Baltikums. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstrich Hofmeister auch die Relevanz eines vereinten Europas.

BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann hob in seinem Grußwort die engagierte Rolle der Deutsch-Baltischen Gesellschaft hervor, erinnerte an zahlreiche gemeinsame Bildungsreisen und betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit für das Verständnis deutscher Minderheiten sowie den Erhalt deutscher Kultur in Europa.

Ein inhaltlicher Höhepunkt war die Festrede der estnischen Botschafterin in Deutschland, I.E. Marika Linntam, die die historischen und aktuellen Beziehungen zwischen Estland und Deutschland beleuchtete und Impulse für eine friedliche europäische Zukunft ableitete. Wissenschaftliche Perspektiven lieferten Prof. Dr. Reet Bender und Ass. Prof. Dr. Olev Liivik von der Universität Tartu mit der Vorstellung ihres neuen Forschungsprojekts „Heimat Revisited – Baltische Überlebenskünste: deutschbaltische Kindheitserfahrungen und Heimatkonstruktionen (2025–2027)“. Das vom estnischen Kulturministerium geförderte Projekt beleuchtet die Erinnerungskultur deutschbaltischer Familien nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die seit 1989 bestehende Patenschaft des Landes Hessen über die Deutsch-Baltische Gesellschaft steht für gelebte Verantwortung, historische Aufarbeitung und eine weltoffene, zukunftsgewandte Erinnerungskultur. Sie bleibt auch künftig ein bedeutendes Zeichen europäischer Verständigung und Verbundenheit.

©HMdILandesbeauftragter Andreas Hofmeister (links), I.E. Marika Linntam, Botschafterin der Republik Estland (Mitte) und Bundesvorsitzender der Deutsch-Baltischen Gesellschaft e.V. (rechts)