„Der BdV ist eine starke Kraft in Hessen“

Ministerpräsident Boris Rhein dankt Vertriebenen und Spätaussiedlern beim 60. Hessentag in Pfungstadt

Nach drei Jahren coronabedingter Pause veranstaltete der Bund der Vertriebenen – Landesverband Hessen e.V. (BdV) beim 60. Hessentag in Pfungstadt am Tag der Vertriebenen am 3. Juni wieder den traditionellen Brauchtumsnachmittag mit zahlreichen musikalischen und tänzerischen Darbietungen in der Pfungstädter Sport- und Kulturhalle. Die Festrede hielt der Hessische Ministerpräsident Boris Rhein. Im Rahmen der Veranstaltung, zu der auch das Hessentagspaar gekommen war, zeichnete der BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann den Minister des Innern und für Sport Peter Beuth und den Landtagspräsidenten a.D. Norbert Kartmann mit der BdV-Verdienstmedaille aus, der höchsten Auszeichnung des hessischen BdV-Landesverbandes.

Brauchtumsnachmittag mit zahlreichen Ehrengästen

Neben Ministerpräsident Boris Rhein konnte die BdV-Landeskulturbeauftragte Rose Lore Scholz, die souverän und unterhaltsam durch das Programm führte, zahlreiche Ehrengäste begrüßen, darunter als Vertreter der Landesregierung Innenminister Peter Beuth und dessen Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport Stefan Sauer, den Staatssekretär für Europaangelegenheiten Uwe Becker sowie die Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler Margarethe Ziegler-Raschdorf.

Ein ganz besonderer Gruß galt dem Landtagspräsidenten a.D. Norbert Kartmann, der dem Verband seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden ist. Ebenso herzlich begrüßt wurden der Vorsitzende des Unterausschusses im Hessischen Landtag für Heimatvertriebene, Aussiedler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung (UHW) Andreas Hofmeister, die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag Ines Claus, der SPD-Landtagsabgeordnete Turgut Yüksel, die Grünen/Bündnis90-Landtagsabgeordnete Katrin Schleenbecker und der Pfungstädter Abgeordnetenvorsteher Oliver Hegemann, der die Gäste herzlich in seiner Heimatstadt willkommen hieß. Für Heiterkeit und großen Applaus sorgte das Grußwort des diesjährigen Hessentagsbotschafters und Pfungstädter Stadtrats für Kultur Hans-Joachim Heist, der vielen aus der „ZDF heute Show“ als „Gernot Hassknecht“ bekannt ist und der die Anwesenden auf gut Hessisch mit einem „Ei Gude“ begrüßte. Mit ebenso herzlichem Beifall wurde das Hessentagspaar Natalie Reining und Simon Schmitz bedacht.

Anerkennung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler

Ministerpräsident Boris Rhein erinnerte in seiner Festrede an die Geschichte des Hessentages, die eng mit der Geschichte der Vertriebenen verbunden sei. „Der erste Hessentag fand 1961 im Zeichen eines neu geschaffenen Landes statt, das vor der Aufgabe stand, Millionen von Vertriebenen und Flüchtlingen zu integrieren. Die Vertriebenen waren es, die den Anstoß zu diesem Tag gegeben haben“, sagte Rhein. Mit dem Motto „Hesse ist, wer Hesse sein will“ habe der damalige Ministerpräsident Georg August Zinn ein klares Ziel für das Landesfest ausgegeben und damit alle Hessinnen und Hessen, Alteingesessene und Zugewanderte nicht nur zusammengeführt, sondern auch miteinander verbunden.

 „Die wichtige Aufbauarbeit der Vertriebenen nach dem Krieg war eine der Grundlagen dafür, dass sich das Land positiv entwickeln konnte. Sie haben Hessen und Deutschland mitgeprägt und zu dem gemacht, was es heute ist“, so der Ministerpräsident. „Wir sind allen Vertriebenenverbänden und Landsmannschaften zutiefst dankbar für das, was sie in der Erinnerungs- und Kulturpflege leisten. Nicht zuletzt wirken sie auch als Brückenbauer in jene Staaten, in denen ihre Herkunftsgebiete heute liegen. Der Bund der Vertriebenen ist eine starke Kraft in Hessen.“ Der hessische BdV-Landesverband sei einer der am besten aufgestellten Vertriebenenorganisationen in ganz Deutschland und kann in diesem Jahr auf sein 70-jähriges Bestehen zurückblicken.

Ausdrücklich sprach der Ministerpräsident auch dem Bund der Vertriebenen und den Spätaussiedlerorganisationen seinen Dank aus für deren ehrenamtliches Engagement, das unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine begonnen habe. „Die Vertriebenen wissen aus eigener Erfahrung, wie es ist, unfreiwillig die Heimat verlassen zu müssen und sich an einem fremden Ort neu einzurichten. Es ist sehr bemerkenswert, dass die Interessengemeinschaft der Deutschen aus Russland in Hessen seit dem russischen Angriffskrieg die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in vielfältiger Weise unterstützt hat.“

Ehrung für Innenminister Peter Beuth und Landtagspräsident a.D. Norbert Kartmann

Ein programmatischer Höhepunkt des Brauchtumsnachmittages war die Verleihung der BdV-Verdienstmedaille an Innenminister Peter Beuth und den langjährigen ehemaligen Präsidenten des Hessischen Landtages Norbert Kartmann. Die 1995 gestiftete Verdienstmedaille ist die höchste Auszeichnung des BdV-Landesverbandes Hessen, die an Personen verliehen wird, die sich für die Aufgaben und Ziele des Bundes der Vertriebenen im besonderen Maße eingesetzt, diese gefördert und damit verdient gemacht haben.

In seiner Laudation würdigte der hessische BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann die Verdienste der beiden Preisträger. Die Unterstützung der Vertriebenen sei Innenminister Peter Beuth stets ein Herzensanliegen gewesen, so Ortmann. Seit 2019 sei der Bereich „Heimatvertriebene und Spätaussiedler“ seinem Ministerium zugeordnet. Beuth habe sich in vielfältiger Weise für die Anliegen der Vertriebenen eingesetzt, so etwa bei der Einrichtung eines Schwerpunktbereichs „Historische Erinnerung und kulturelles Erbe: Vertriebene und Spätaussiedler in Hessen seit 1945“ an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Auch habe er sich für die deutliche Steigerung der institutionellen Förderung des Bundes der Vertriebenen stark gemacht. Dabei setze Beuth auf die tatkräftige Unterstützung der langjährigen Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, deren frühere ehrenamtliche Funktion in eine hauptamtliche Stelle mit eigenem Stab aufgewertet worden sei. Nicht zuletzt habe der Innenminister das neue Projekt des BdV zur Erstellung eines Digitalportals „Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext“ großzügig mit Fördermitteln unterstützt. „So hat Staatsminister Peter Beuth stets ein offenes Ohr für die Belange des BdV und seiner Mitgliedsorganisationen. Dafür ist der BdV Hessen sehr dankbar und will diese Dankbarkeit mit dieser Auszeichnung zum Ausdruck bringen“, so der BdV-Landesvorsitzende.

„Mit der heutigen Auszeichnung bedanken sich die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler bei Norbert Kartmann, aber ganz besonders für seine Treue zu seiner Heimat Siebenbürgen“. Mit diesen Worten überreichte der BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann die BdV-Verdienstmedaille an den langjährigen früheren Präsidenten des Hessischen Landtages und bekennenden Siebenbürger Sachsen Norbert Kartmann, der neben zahlreichen Auszeichnungen wie dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und der Wilhelm-Leuschner-Medaille im Jahr 2018 vom rumänischen Staatspräsidenten Klaus Johannis mit dem höchsten rumänischen Nationalorden, dem „Stern von Rumänien“, geehrt wurde. „Norbert Kartmann hat sich im höchsten Maße für die Belange des Bundes der Vertriebenen und damit für die demokratische Gesellschaft und ihre Einrichtungen verdient gemacht“, schloss Ortmann seine Würdigung.

Dank an die Mitwirkenden

Zum Abschluss dankte der BdV-Landesvorsitzende besonders den Siebenbürger Musikanten Pfungstadt und der Siebenbürgischen Tanzgruppe Pfungstadt, dem Egerländer Volkstanzkreis sowie dem ukrainischen Chor „Kalina“ aus Rotenburg an der Fulda für die musikalische und tänzerische Gestaltung des Brauchtumsnachmittages. Ebenso herzlich dankte er den zahlreichen Gästen, dem Organisationsteam der BdV-Landesgeschäftsstelle und der stellvertretenden BdV-Landesvorsitzenden Rose-Lore Scholz, die als Kulturbeauftragte des hessischen BdV den Brauchtumsnachmittag moderierte.

Gruppenfot
v.l.: BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann, BdV-Landeskulturbeauftragte Rose-Lore Scholz und Ministerpräsident Boris Rhein (Copyright: Hessische Staatskanzlei)
Ministerpräsident Boris Rhein
Ministerpräsident Boris Rhein hielt die Festansprache. (Copyright: Hessische Staatskanzlei)
Chor Kalina
Ukrainischer Chor „Kalina“ aus Rotenburg an der Fulda (Copyright: Thomas Lohnes)