Ausstellungen, Haus der Heimat

76. Verbandstag des BdV-Landesverbandes Hessen

Hoffnungsvolle Vertriebenen- und Spätaussiedlerarbeit in Hessen

Andreas Hofmeister als neuer Beauftragter der Hessischen Landesregierung sprach beim Verbandstag des hessischen Vertriebenenverbandes

Der neue Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister, sprach beim 76. Landesverbandstag des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Hessen und überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten Boris Rhein und des Innenministers Prof. Dr. Roman Poseck.

Der BdV Landesverband Hessen hatte zahlreiche Delegierte aus den hessischen BdV-Kreisverbänden und landsmannschaftlichen Vereinigungen zu seinem diesjährigen Landesverbandstag in das Wiesbadener Haus der Heimat eingeladen.

Andreas Hofmeister (MdL) stellte in seiner Ansprache fest, dass die Position des Landesbeauftragten in Hessen mittlerweile seit 25 Jahren verankert sei, bleiben wird und so Vorreiter für die 16 Bundesländer sein könne. Die Aufgabe gehe er mit der notwendigen Demut, aber auch mit einem gewissen Stolz an.

Das Fundament, auf dem er aufsetzen könne, sei Dank der beiden Vorgänger mit Rudolf Friedrich und Margarete Ziegler-Raschdorf sowie der politischen Schwerpunktsetzung über ein Vierteljahrhundert stabil und zukunftsfähig ausgestaltet. „Gleichzeitig ist uns sicher allen bewusst, dass wir für den Bereich der Heimatvertriebenen vor der Herausforderung stehen, den Wandel von der Erlebnis- zur Bekenntnisgeneration aktiv zu gestalten, um unsere Themen weiterhin in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Ich stehe vor Ihnen mit einem tiefen Respekt für die Vergangenheit, einem klaren Blick auf die Gegenwart und einer hoffnungsvollen Vorstellung für die Zukunft der Vertriebenen- und Aussiedlerarbeit in Hessen und im Bund. Gemeinsam wollen wir weiter voranschreiten, um die Interessen und Bedürfnisse der Gemeinschaft der Heimatvertriebenen sowie von Aussiedlern und Spätaussiedlern zu vertreten und zu fördern. - Ich weiß um Ihre, um unsere Stärke.“

Wer sich in diesen Tagen in der Welt, ja sogar in unserer Nachbarschaft umblicke, der wisse, dass unsere Aufgaben noch nicht erledigt, sondern hochaktuell seien. Gewaltsame Flucht und Vertreibung würden den Menschen ihre Heimat und das Eigentum rauben und dabei unzählige Menschleben kosten. Heimatvertriebene, die dieses Schicksal schon erlebt haben, hätten daher auch in der Zukunft eine wichtige mahnende und warnende Aufgabe, - so der neue Landesbeauftragte.

„Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um den alten Vorstand und den gesamten Landesvorstand des BdV in Hessen für seine unermüdliche Arbeit und sein Engagement zu danken. Die hessische Landesregierung ist dankbar, im Bund der Vertriebenen, in den Landsmannschaften und Verbänden in Hessen so großartige Partner und Multiplikatoren zu haben. Dies erstreckt sich von den öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen beim Hessentag und der Tag der Heimat sowie der Mitarbeit im Hessischen Landesbeitrat für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen bis zur Mitarbeit im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks. Außerdem nicht zu vergessen Ihre bundesweit anerkannte Kulturarbeit mit Tagungen und Ausstellungen in analoger und digitaler Form, die Arbeit des Frauenreferates und die grenzüberschreitende Völkerverständigung des Deutsch-Europäischen Bildungswerkes in Hessen e.V. sowie die Migrationsberatung, und zukunftsweisend besonders hervorzuheben, Ihre Beiträge und Projekte in den sozialen Medien. Für all diese geleistete Arbeit spreche ich Ihnen meinen Respekt und meine Anerkennung aus. Als neuer Landesbeauftragter versichere ich Ihnen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um sie in Ihrer Arbeit weiter zu unterstützen und für den BdV in Hessen als verlässlicher Partner zu fungieren.“

Im Unterschied zu den Geschehnissen auf Bundesebene sei Hofmeister fest überzeugt, dass die Belange von Heimatvertriebenen und Spätaussiedlern sowie deren Arbeit hier in Hessen, exemplarisch genannt die Kultur- und Erinnerungsarbeit bis hin zu Integrationsmaßnahmen, weiterhin verlässlich und kalkulierbar unterstützt würden.

Auf ein aktuelles Ereignis auf Bundesebene eingehend: „Das Land Hessen hat vor wenigen Tagen im Bundesrat einen (bayrischen) Antrag unterstützt, die durch die Ampel-Regierung erfolgte Umbenennung des „Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) in „Bundesinstitut für Kultur und Geschichte im östlichen Europa“, also der Streichung der „Deutschen“ aus der Bezeichnung, sowie mögliche Kürzungen bei der Förderungen der Arbeit des Instituts nochmals zu überdenken.“

Der Landesbeauftragte schloss seine beeindruckende Rede vor den Vertreterinnen und Vertretern der hessischen Vertriebenenverbände mit den Worten: „Echten Zusammenhalt, Verantwortungsübernahme für die Zukunft, die Kraft zur Versöhnung kann man nicht kaufen, dies kommt von den inneren Werten der Menschen. Aus der Liebe zur eigenen Heimat wächst die Kraft zur Verständigung der Völker und zum Dialog der Kulturen. Für dies zutiefst menschliche Botschaft stehen das Schicksal und das große Erbe der Heimatvertriebenen, aber auch der Spätaussiedler – dafür stehen Sie, die Mitglieder des BdV und deshalb sollten wir gemeinsam auch selbstbewusst für unsere Anliegen eintreten.“

Bei der Neuwahl des geschäftsführenden Vorstandes des BdV-Landesverbandes Hessen wurde der bisherige BdV-Landesvorsitzende Siegbert Ortmann seit 2012 ein weiteres Mal in seinem Amt bestätigt. Zu seinen Stellvertreterinnen wählten die anwesenden Delegierten Rose-Lore Scholz, Ingwelde Juchum und Dr. Olga Martens. Als weitere Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes fungieren Albrecht Kauschat (Schriftführung), Hagen Nowotny (Schatzmeister), Dr. Olga Martens (Beauftragte für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Rose-Lore Scholz (Kulturbeauftragte), Johann Thießen (Aussiedlerfragen), Gabriela Zessin (Frauenbeauftragte), Simon Iolin (Jugendbeauftragter) und Brigitte Grüner (Ostkunde im Unterricht).

In seiner Rede mit der Vorstellung des umfangreichen Tätigkeitsberichtes aus den einzelnen Referaten wies Ortmann auf die hervorragende Arbeit zahlreicher BdV-Mitglieder im Ehrenamt hin. Dabei würden die sozialen Medien bei der Berichterstattung über Aufgaben und Ziele der Vertriebenenarbeit, so bei vertriebenenspezifischen Dokumentationen und Filmbeiträgen zur deutschen Geschichte und Kultur im östlichen Europa, auf den Kanälen Facebook, Instagram und dem eigenen YouTube-Kanal CULTURE TO GO, eine immer größere Rolle spielen, - nachweislich auch bei der jüngeren Generation.

In seinen Ausführungen kritisierte der BdV-Landesvorsitzende auch die geplante respektlose Kürzung von Projektmitteln durch die Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der Förderung und Erhaltung deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG). In diesem Zusammenhang ging auch Ortmann auf die von der Ampel-Regierung vorgesehene Namensänderung des bereits erwähnten Bundesinstituts ein: „Für uns als Vertriebenenverband fühlt es sich so an, als habe man sich der „Deutschen“ entledigt, weil man wohl nicht mehr zum ideologischen Zeitgeist einer von Mobilität und Migration geprägten Einwanderungsgesellschaft passt. Hierfür müssen wir entschiedenen Widerstand leisten, damit unsere Geschichte, unsere kollektive Biografie und unser kulturelles Vermächtnis in der Gesellschaft nicht verloren gehen.“

Bei dem zu Beginn gesprochenen Totengedenken von Karl Donko (BdV-Kreisverband Odenwald) zitierte dieser den Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt, mit den Worten: „Nur ein Volk, das in Eintracht mit seinen Toten lebt, hat Zukunft.“ Dabei gedachte man aller Opfer von Flucht, Deportation und Vertreibung sowie aller Opfer von Krieg, Terror und Gewalt weltweit.

Fotos:
BdV-Landesverband Hessen

(v.li) BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann, Landesbeauftragter Andreas Hofmeister (MdL)
BdV-Landsvorsitzender Siegbert Ortmann
Landesbeauftragter Andreas Hofmeister
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