Ausstellungen, Haus der Heimat

73. Verbandstag des BdV-Landesverbandes Hessen

Siegbert Ortmann als BdV-Landesvorsitzender in seinem Amt bestätigt

Am 16. Oktober 2021 versammelten sich Delegierte aus den hessischen Kreisverbänden des Bundes der Vertriebenen (BdV) und den verschiedenen Landsmannschaften zu ihrem 73. ordentlichen Landesverbandstag im Wilhelm-Kempf-Haus, der Tagungsstätte des Bistums Limburg, in Wiesbaden-Naurod. Die Zusammenkunft zur Neuwahl eines neuen Vorstandes des hessischen Vertriebenenverbandes fand aufgrund der noch anhaltenden Pandemie mit begrenzter Teilnehmerzahl und unter strengen Schutzmaßnahmen statt.

Bei der durchgeführten Neuwahl des gesamten hessischen BdV-Landesvorstandes wurde Siegbert Ortmann von der Delegiertenversammlung erneut zum BdV-Landesvorsitzenden gewählt. -  Als Vertreterin und Vertreter fungieren Rose-Lore Scholz und Wilhelm Beer.

Zu Beginn der Veranstaltung konnte BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann als Gast auch die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, begrüßen. Die Landesbeauftragte überbrachte die Grüße der Hessischen Landesregierung. Dabei ging sie auch auf die vor allem im vergangenen Jahr erhöhten finanziellen Zuwendungen der hessischen Landesregierung für den BdV-Landesverband Hessen ein. Diese gewährten Mittel seien gegenüber den anderen Bundesländern in ihrer Höhe einzigartig und seien die Voraussetzung für die Erfüllung der umfangreichen Aufgaben gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetztes (BVFG). Dieser Paragraph verpflichtet Bund und Länder entsprechend ihrer durch das Grundgesetz gegebenen Zuständigkeit, das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten.

Ziegler-Raschdorf zeigte sich in diesem Zusammenhang erfreut darüber, dass trotz mancher Einschränkung durch die Pandemie zahlreiche geplante Projekte gemeinsam erfolgreich durchgeführt werden konnten. Dabei verwies sie auch auf die demnächst stattfindende Vergabe des 6. Hessischen Landespreises "Flucht, Vertreibung, Eingliederung" durch das Land Hessen an die diesjährigen Preisträger und auf die vor kurzem stattgefundene Präsentation über den aktuellen Stand des Ausstellungsprojektes "Vertriebene in Hessen" im Freilichtmuseum Hessenpark.

BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann konnte in seinem Tätigkeitsbericht auf  zahlreiche Aktivitäten des BdV-Landesverbandes im vergangenen Jahr verweisen, der vom BdV-Landesvorstand bereits im Vorfeld allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zugestellt wurde. "Den Anstoß zu solchen neuerlichen Verbandsaktivitäten hat uns übrigens die Zeit der Covid-Pandemie gegeben, in der wir trotz erheblicher Einschränkungen im In- und Ausland neue Wege für unsere Verbandstätigkeit über die digitalen Medien mit gutem Erfolg gefunden haben". Dies sei vor allem in hohem Maße in den Bereichen Kultur sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu verzeichnen gewesen, so Ortmann in seinen Ausführungen.

So sei es der BdV-Landesgeschäftstelle gelungen, trotz teilweise spürbarer Pandemieeinschränkungen zahlreiche Impulsideen aus der Vertriebenenszene als Projekte in den sozialen Medien zeitnah umzusetzen. "Damit stellen sich für mich die sozialen Netzwerke zunehmend als bestens funktionierende „Transmissionsriemen“ bei der Umsetzung der Verbandsarbeit dar" so Ortmann weiter.

Seit seiner Amtsübernahme als BdV-Landesvorsitzender im Jahre 2012 habe Ortmann eine präzise Zukunftssicherung immer als große Herausforderung für den hessischen Landesverband betrachtet. Mit einem Orientierungsrahmen unter dem Dreiklang "Bewahren, Erinnern, Versöhnen“ habe er für ein einheitliches Verständnis über das verbandspolitische Wirken geworben und seine eigenen Aktivitäten längst darauf ausgerichtet. So sei unter dem Begriff "Bewahren“ eine möglichst umfassende Sicherung des mannigfachen Kulturgutes der Vertriebenen in Form von traditionellem Brauchtum und musealen Darstellung hierzulande zu verstehen, aber vor allem auch für die Pflege und Unterstützung sowie Weiterentwicklung des deutschen Kulturgutes und der deutschen Sprache in den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten.

Der Begriff "Erinnern“ stehe für den Erhalt einer Erinnerungskultur mit dem klaren Bekenntnis zur uneingeschränkten geschichtlichen Wahrheit über die europäischen Vertreibungstragödien nach dem zweiten Weltkrieg und der damit im Kontext stehenden brutalen Menschenrechtsverletzungen auf allen Seiten. Erinnern müsse deshalb auch heißen, nicht nur der eigenen inneren Stimme zu folgen, sondern auch andere wahrheitsgemäße Ansichten zu respektieren. Es müsse also in die Erinnerung an die eigenen Leiden und Opfer auch die andere Seite mit all ihrem menschlichen Leid und verbunden mit Schuld und Scham voll eingebunden sein.

Es bleibe der Begriff "Versöhnen“ als verbandsspezifisches Orientierungsmerkmal. Als Vorstufe dazu gelte natürlich eine vertrauensvolle Verständigung, die nur im Geiste eines regelmäßigen Dialogs aufgebaut werden könne. Der hessische BdV-Landesverband mit dem von ihm gegründeten Deutsch-Europäischen Bildungswerkes führe auf diesem Sektor seit Jahrzehnten Bildungs- und verständigungspolitische Seminarreisen erfolgreich in die ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete durch. Auch in Zukunft werde man als anerkannte „Brückenbauer“ mit großem Engagement und Erfahrung der Intensivierung des verständigungsorientierten Dialogs über die gemeinsame Vergangenheit und Zukunft mit den osteuropäischen Nachbarn und den dort lebenden deutschen Minderheiten vor Ort im Rahmen der staatlich geförderten Seminarreisen anbieten.

Ortmann: "Der dargelegte Orientierungsrahmen macht m. E. deutlich, dass sich der Bund der Vertriebenen in Hessen als anerkannte, relevante Gruppe inmitten unserer Gesellschaft auch in Zukunft ohne Wenn und Aber zur Bedeutung des ostdeutschen Kulturerbes und dessen zukünftiger Sicherung und Weiterentwicklung, wie von § 96 BVFG vorgegeben, bekennt und dementsprechend einbringen kann. Unser Landesverband wird deshalb weiterhin zielstrebig die Sicherung des Geschichts- und Kulturerbes der Heimatvertriebenen sowie das Gedenken an Flucht, Vertreibung und Deportation im öffentlichen Bewusstsein, und zwar unabhängig vom Vorhandensein einer Erlebnisgeneration, gewissermaßen als Alleinstellungsmerkmal voranbringen.
Zukünftiges erfolgreiches Wirken des Bundes der Vertriebenen in Hessen braucht kreatives Handeln, Initiative und Mut zur Veränderung in eine neue Zeit.

Der BdV-Hessen muss die eigentliche Ideenschmiede für neue Projekte im gesamten Vertriebenenspektrum sein und er muss sich immer wieder den damit verbundenen Herausforderungen stellen. Der aufgezeigte Orientierungs-Dreiklang weist uns dazu den richtigen Weg in eine gesicherte Zukunft."

Ortmann dankte in seinen Ausführungen der Hessischen Landesregierung und dem Landesparlament für die finanzielle Unterstützung. Dies sei selbst unter Hinweis auf die generelle Verpflichtung aus § 96 BVFG keineswegs selbstverständlich, würden dies doch die entsprechenden Haushaltsrahmen im Ländervergleich der Bundesrepublik deutlich beweisen.

© bdv-hessen-presse/10.21